Dieser Beitrag beschäftig sich mit Gestaltungsspache und dem ästhetischen Modus wie abstrakt, surreal, idealisiert etc.
Der ästhetische Modus beschreibt die Ästhetik eines Werks. Als Ästhetik versteht man, wie ein Werk in Bezug auf die Wahrnehmung gestaltet ist (aísthēsis altgriechisch für Wahrnehmung). Mit anderen Worten, der ästhetische Modus ermöglicht es, die Bildsprache bzw. die Gestaltungssprache eines Werkes zu erfassen. Dies kann sowohl für die Produktion als auch für die Rezeption von Nutzen sein – etwa in der eigenen Gestaltungspraxis oder zur Analyse fremder Werke. Einfachheitshalber kann als ästhetischer Modus auch von Ästhetik gesprochen werden. Aber Achtung, ein Werk ist nicht ästhetisch oder hat keine Ästhetik. Jedes Werk hat eine Ästhetik. Die Frage ist nur: welche Ästhetik?
Bei all den verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten der formalen Grundelemente, Materialien und Inhalte ist es eine Herausforderung, die verschiedenen Gestaltungssprache zu beschreiben. Mit den ästhetischen Modi lässt sich aber ein Werk für einen ersten Zugang einfach erfassen. So kann ein Werk beispielsweise als abstrakt oder als surreal wahrgenommen werden. In unserer Kultur haben sich aber noch weitere Modi herauskristallisiert. Diese wurden insbesondere von spezifischen Kunstepochen oder -strömungen geprägt, beschränken sich aber nicht auf die jeweilige Zeit.
Ohne dass wir uns dessen immer bewusst sind, wirken diese ästhetischen Errungenschaften bis heute in die gesamte Medien- und Produktwelt hinein. So werden wir beispielsweise tagtäglich mit idealisierten Werbefotos konfrontiert, konsumieren wirklichkeitsnahe dargestellte News oder expressive Beiträge auf Social-Media und spielen auf dem Smartphone surreale Games. In all unseren künstlerischen Verfahren und Designdisziplinen von heute gibt unzählige Gestaltungssprachen. Die Gestaltungssprachen werden im Wandel der Zeit laufend kopiert, transformiert, erneuert. Mit der Auswahl folgender wenigen Modi kann aber bereits einen Grossteil der Gestaltungssprachen erfasst werden.
- Wirklichkeitsnahe: wirkt echt (z.B. Fotos oder barocke Deckenmalerei)
- Abstrakt: vereinfacht (z.B. Piktogramme oder Figuren von Keith Haring)
- Gegenstandslos: ohne Motiv (z.B. Screensavers oder Pollocks Gemälde)
- Idealisiert: eine visualisierte Idee (z.B. Werbung oder Botticellis Venus)
- Stilisiert: a) ein selbst entwickelter oder kopierter Stil (z.B. ein Fotofilter oder bei vielen IllustratorInnen) oder b) vereinfacht und verstärkt ein Motiv (z.B. Comics oder in Bildern des Jugendstils)
- Expressiv: vereinfacht, übertreibt und verfremdet, um Subjektives bis Emotionales auszudrücken (z.B. im Horrorfilm oder bei Munch’s Schrei)
- Surreal: nimmt abseits jeglicher Realität Träume und Fantasien ernst (z.B. Characters in SciFi-Serien oder Bilder von Dali)
- Dadaistisch: sucht abseits von Logik und Ideal Brüche und scheinbar Zusammenhangloses (z.B. ein wie durch Zufall zusammengestelltes Filmset oder Duchamp’s Fountain)
- Siehe auch: Ikonizitätsgrad

Die ästhetischen Modi können zur kompakten Veranschaulichung auch als Grafik in Form eines Spider-Diagramms dargestellt werden. Zur präziseren Beschreibung von einem Werk kann so die Intensität zu jedem ästhetischen Modus mit einer (relativen) Skala eingestuft werden.
Es ist nicht uninteressant zu analysieren, welche Visualisierungen die aktuellen KI- bzw. maschinellen Bildgeneratoren zu den ästhetischen Modi produzieren. Die weiter unten eingefügten Illustrationen wurden mit DALL-E von Craiyon generiert. Wenn auch noch etwas unbeholfen, lässt sich anhand der Bilder nachvollziehen, was mit einem entsprechenden Modus gemeint ist. D.h. auch, die KI konnte in ihren (bzw. unseren) Trainingsdaten die Begriffe und die visuellen Artefakte erfolgreich verknüpfen, weil die ästhetischen Modi bereits Teil von unserer Kultur sind. Nicht uninteressant ist nebenbei die unerwünschte Voreingenommenheit, die hineinrutscht (Bias). Erkennst du die Ästhetik, die in den Illustrationen stecken? Rate und tippe auf ein Bild, um zum jeweiligen Modus mehr zu erfahren.
Beitragsbilder: Alle Beitragsbilder wurden mit DALL-E von Craiyon mit dem jeweiligen Stichwort generiert ("dadaistisch", "surreal", ...) Schautafel: Spider-Grafik mit einer Skala von 1 bis 6, um Werke in ihrem Gestalterischen Modus zu verorten. Quelle: theoria.ch