Dieser malerische Auftrag zum Thema Figur und Malerei erfordert viel eigentümliches Schaffen und soll weit abseits der regulierten Körperdarstellungen im Mainstream eine eigene künstlerische Auseinandersetzung initiieren.
Ziele/ Kompetenzen
- Eigene künstlerische Auseinandersetzung zum Thema Figur umsetzen
- Gestalterische Grundelemente und technische Aspekte der Malerei prozessorientiert einsetzen; Kontraste und Komposition bewusst steuern; Gestaltungsfunktionen und ästhetische Modi gezielt nutzen.
- Reflexion und kunsthistorische Positionierung der eigenen Arbeit
Vorbereitung/ Inputs
- Überblick Kunstgeschichte mit Fokus auf Figur (siehe z.B. Kunstgeschichte der Malerei und Kunstgeschichtsindex) oder kurze theoretische Auseinandersetzung zum ästhetischen Modus.
- Übungen zu gestalterischen Grundelementen (Farbe, Form, Duktus, Raum/Licht, Bewegung/Körper) und technischen Aspekten der Malerei; dazu Gestaltungsfunktionen (Mimesis, Bezeichnung, Wirkung) und ästhetische Modi (wirklichkeitsnah, abstrakt, stilisiert, idealisiert, expressiv, surreal, dadaistisch, …).
- Akademisches Zeichnen zu Figur/Anatomie als Vorbereitung oder parallel zur Themenentwicklung (nach Anschauung mit legalen und ethisch unbedenklichen Bildvorlagen oder klassischen Zeichnungsvorlagen wie „Anatomie für KünstlerInnen“).
Auftrag
Entwickle ein eigenes künstlerisches Interesse und beschäftige dich malerisch mit Anatomie und figürlicher Darstellung. Gehe von einem konkreten Thema aus und forme in der praktischen Auseinandersetzung eine eigene ästhetische Leitfrage (Wahrnehmung, Darstellung, Narrativ …, bezogen auf Figur und Anatomie).
Wähle Material und Bildträger passend; treffe im Prozess gestalterische Entscheidungen für die gestalterischen Grundelemente mit Kontrasten und Komposition und spiele bewusst mit Gestaltungsfunktionen (Mimesis, Bezeichnung, Wirkung) und ästhetischen Modi (wirklichkeitsnah, abstrakt, stilisiert, idealisiert, expressiv, surreal, dadaistisch). Entwickle im Spiel von Form und Inhalt zu deinem Thema einen passenden ästhetischen Ausdruck.
Möglich sind grosse oder kleine Bilder, etwa als kleine Werkserie (z.B. 3 x A3), als Zyklus (z.B. 7 x A5) oder über Skizzen und Entwürfe hin zu einem grösseren Einzelbild (> A2), auch als Fragmente in einem gefüllten Skizzenblock – selbstverständlich steht die Anzahl und Grösse auch immer in Relation zur gewählten Technik – jedoch sind viele kleine Sprints oder ein Marathon denkbar.
So oder so, beginne mit einfachen Studien. Daraus entwickeln sich die Leitfrage und ein Thema. Vieles ist möglich: eine Auseinandersetzung mit dem eigenen oder mit fremden Körpern, Sinnliches oder Konzeptuelles, Wirkliches oder Utopisches, Schönes oder Hässliches, Naturalistisches oder Expressives, Feines oder Hartes, Ernstes oder Ironisches …
Ergebnis: sichtbare Neugier sowie quantitative und qualitative Auseinandersetzung – eine verstärkte, wiedererkennbare Bildsprache und die intensive Bearbeitung deines Themas. Vergib einen Titel und notiere auf der Rückseite (oder angepinnt) stichwortartig:
- Kerndaten (Name, Titel, Technik, Grösse);
- Kontraste/Komposition (3–5 wichtigsten Fachbegriffe);
- Gestaltungsfunktionen und ästhetischen Modi (je 1–3 Fachbegriffe);
- Werkbezüge, mind. 2 korrespondierende (Name, Werk, Jahr, 1 Schlagwort);
- Detailthema mit Leitfrage und Deutungsansatz/Intention (3–5 Stichworte).
Kriterien
- Intensive, passende und gelungene gestalterisch-künstlerische Auseinandersetzung (2x)
- zum Thema Figur und Anatomie
- zur Malerei (Material, Technik, medialer Umgang)
- zu formalen Aspekte (Kontraste/ Komposition, gestalterische Funktionen und Modi etc.)
- Qualität zum inhaltlichen Gesamteindruck und Detailthema inkl. des stichwortartigen Kommentars mit den Werkbezügen und aus der Arbeit abzuleitende Kriterien
- B/M (Einhalten der Vorgaben, Weiterführung, …)
Material
Malmittel: Gouache, Acryl, Aquarell, Pastell, Kohle, Graphit, Tuschmalerei, Spray (nur draussen/mit Schutz), Klebeband, Collage (Papier, Stoff, Fundstücke); Bildträger: Papier, Karton, Holz, Leinwand, Kunststoff, Metall, Mauerwerk; Werkzeuge: Pinsel/Spachtel/Messer, Rolle/Rakel, Schwamm/Lappen.
Kurz-Sicherheit: möglichst lösemittelfrei; Spray & Lösungsmittel nur nach Absprache, draussen, mit Schutz; gute Lüftung/Fixativ nur im Freien.
Nachhaltig: Recyclingpapier, alte Stoffe/Leintücher, Restholz/-karton, Upcycling-Träger.
Einige Beispiele zu künstlerischen Positionen – offen und anregend (nicht als Vorlage):
- Hans Memling, z.B. Schweisstuch (idealisiert; Bezeichnung)
- Grünewald, z.B. Isenheimer Altar (expressiv; Wirkung/Inkarnat);
- Hans Holbein d. J., z.B. Leichnam (naturalistisch; Wirkung/Schock);
- Caravaggio, z.B. Ungläubiger Thomas (wirklichkeitsnah; Mimesis/Fleisch);
- Gentileschi, z.B. Susanna (wirklichkeitsnah; Mimesis/Licht/Verletzlichkeit);
- Ingres, z.B. Odaliske (idealisiert/stilisiert; Bezeichnung/Glätte);
- Kollwitz, z.B. Frau mit totem Kind (expressiv; Wirkung/Verletzlichkeit);
- Schiele, z.B. diverse Akte (expressiv/stilisiert; Wirkung/Linie/Deformation);
- Höch, z.B. Geschöpfe (dadaistisch; Bezeichnung/Montage);
- Tamara de Lempicka (stilisiert/idealisiert; Art-Déco-Geometrie);
- Frida Kahlo (surreal/symbolisch; Bezeichnung/Attribut);
- Willem de Kooning (abstrakt/expressiv; Wirkung/Geste);
- Francis Bacon (expressiv/surreal; Wirkung/Deformation/Raum);
- Lucian Freud (wirklichkeitsnah; Wirkung/Materialität der Haut);
- Yves Klein, z.B. Anthropometrien (abstrahiert; Bezeichnung/Körperabdruck)
- Marlene Dumas (expressiv/stilisiert; Wirkung/Farbkörper);
- Miriam Cahn (expressiv/surreal; Wirkung/Geste);
- Jenny Saville (wirklichkeitsnah/expressiv; Wirkung/Materialität der Haut);
- etc.
Beitragsbild: Ausschnitt aus der Kreuzigungsszene des Isenheimer Alters, M. Grünewald, 1512-1516 (wp gemeinfrei)
