Modul: Weiterführung Visuelle Kommunikation

Dieses Modul behandelt die visuelle Kommunikation weiterführend über die Medienproduktion in den Disziplinen Grafikdesign und Illustration hinaus. Dieser Ansatz ermöglicht den Zugang der visuellen Kommunikation in andere Disziplinen wie Fotografie, Mode, Game Design oder Architektur sowie in Themenfelder des Alltags, sei es in sozialen Medien, Einladungskarten von Freunden, durch Körpersprache oder den Blick in einen Stadtpark. Visuelle Kommunikation ist überall und beeinflusst Konsum, Identität, Gesellschaft, Kultur, Politik und selbst die Geschichte. Sie schafft Vertrauen oder Abneigung und ist für uns visuelle Wesen und für unsere visuelle Kultur von essenzieller Bedeutung.

Ziele und Kompetenzen

  • Förderung der Visual Literacy (Bildkompetenz) in Produktion & Rezeption
  • Visuelle Kommunikation ganzheitlich über den Beruf hinaus verstehen
  • Einblick in die visuelle Kommunikation als identitätsbildende und gesellschaftliche Grösse

Wiederholung und Booster

Theorie und Geschichte

Übungen

  • Produktion von einem VisKom-Spielset
    In 2er- bis 5er-Teams ein Spiel für die Klassenmitglieder produzieren. Gestaltungsmittel: Farbe, Form und Layout. Zum Beispiel ein Ratespiel: Welches Bild passt zu welchem Adjektiv? Oder wer kann die Karten am besten interpretieren oder anordnen? Oder ein Bild-Text-Memory? Vorgehen: Spieldesign entwickeln (Spiellogik, Gameplay, Regeln, Ästhetik), Karten umsetzen und spielen. Material:
    • Zum Beispiel analog: Farbige Papierformen ausschneiden und als Collage auf Kartendecks aus weissem Papier (ca. 10 x 14 cm à 200 g/m2) kleben.
    • Oder mit echter Vektorbildbearbeitung (z.B. Ai, Vectornator, Incskape, …) digital produzieren und ausdrucken.
  • VisKom-Analysen von Stilepochen/ Strömungen – Eine kleine Forschungsgruppe zu transdisziplinärer Ästhetik recherchiert, analysiert, interpretiert und präsentiert Werke:
    • Stilepoche bzw. Strömung wählen (z.B. Gotik, Hochrenaissance, Barock, Rokoko, Klassizismus, Jugendstil/ Art Nouveau, Bauhaus, Postmoderne)
    • Visuelle Artefakte verschiedener Disziplinen zusammentragen (Gebäudefassaden, Kirchengrundrisse, Portale und Türen, Stühle und Tische, Trinkgefässe und Geschirr, Herrenkleidung oder Damenhüte, Illustrationen, Typografie …)
    • Nach visuelle Korrelationen analysieren und Wirkung interpretieren
    • Lokalisierung der Sender und Empfänger sowie Deutung der Werkfunktion
  • Crossover gestalten und visuelle kommunizieren:
    • Wirkung bestimmen (z.B. aus Erkenntnisse der Vorübungen ableiten)
    • Sender und Empfänger sowie Werkfunktion definieren
    • Visuelle Artefakte zu verschiedenen Disziplinen generieren (Architektur, Mode, Produktdesign, Fotografie, Characterdesign, Typografie, Landschaftsarchitektur …)
    • Beispielauftrag: Gestalte ein ästhetisches Formkonzept in der Disziplin [z.B. Mode]. Der Sender ist [z.B. ein umweltbewusstes Unternehmen], der Empfänger [z.B. junge Konsumenten], und die Werkfunktion ist es, [z.B. „frische“ Nachhaltigkeit und Innovation zu vermitteln].
  • Visuelle Ausprägung von Charakter/ Persönlichkeit:
    • Informiere dich zum Thema Charakter/ Persönlichkeit (z.B. nach der antiken Temperamentenlehre oder Ausprägungen der Big Five)
    • Übung 1 – Charakterkostüm: Posiere in zwei gegensätzlichen charakterstarken Körperhaltungen und lass dich fotografieren. Zeichnen danach zu jedem Körperausdruck ein passendes Kostüm, das ausdrucksstark den Charakter verstärkt.
    • Übung 2 – Typografie: Welche Persönlichkeit entspricht dir? Gestalte die Buchstaben der Initialen deines Namens und entwickle damit eine Typografie, welche in einer ausgewählten Persönlichkeitsdimension besonders ausgeprägt ist. Zeichne danach dieselben Initialen in der gegenseitigen Ausprägung der Persönlichkeitsdimension.
    • Reflexion: Lass deine Ergebnisse von deinen Mitschülern beschreiben und interpretieren. Reflektiere gemeinsam in der Gruppe kritisch, wie die Welt dadurch gestaltet wird!
  • KI kritisch begegnen:
    • Generiere mit folgendem Prompt Bilder von bestimmten Werken/ Designprodukte, definiere oder lösche die Platzhalter und reflektiere die Resultate kritisch:
    • „X gestaltet im Auftrag von Y für die Zielgruppe Z in der Zeit A und dem Ort oder der Kultur B – ein C mit dem Material D und gestalterischem Konzept F – wegen der Ursache G zum Zweck H mit der Wirkung von I. Visualisiere nur dieses C!“

Aufträge

  • Etikettenschwindel: Kreiere grafisch ein Label für ein Pseudo-Zertifikat zu einem vorgegebenen Thema. Skizziere zuerst möglichst viele verschiedene und passende Ideen, wovon du eine finale Version etwas grösser und in der Mitte des Blattes sauber in Farben ausführst. Notiere danach neben dem final ausgearbeiteten Label stichwortartig maximal fünf prägnante Assoziationen (Adjektiv, Nomen, Ausdruck Kunstwort), welche die gewünschte Wirkung des visuell ausformulierten Labels möglichst treffend beschreibt (keine formale Deskription wie blau, rund, … – sondern interpretativ assoziieren).
    • Mögliche Themen für ein Pseudo-Zertifikat: z.B. zuverlässiger Freund, angenehmer Gast, rücksichtsvolle Touristen, verrückte Person oder Macher, Rizz, NPC, slay/ geslayed, Sheesh, lit, cringe, fly, safe oder systemrelevant (CH-Wort 2020), shitstorm (D-Wort 2012), aufmüpfig (D-Wort 1971), postfaktisch (D-Wort 2016), …
    • Materialien:
      • Bleistift, Buntstifte, Fineliner etc. auf ca. A3
    • Kriterien:
      • Kreativität: Möglichst viele eigenständige und passende Ideen.
      • Inneres Design: Überzeugende formale Gestaltung mit Formen, Farben, Proportionen, Anordnung, Typografie … (2x).
      • Äusseres Design: Die finale Ausarbeitung kommuniziert den Inhalt und passt zum vorgegebenen Thema und wird treffend beschrieben.
      • B/M (Einhaltung der Vorgaben, Unerwartetes, …)
  • Inszeniere ein Foto von einer Mitschülerin oder einem Mitschüler in der Tradition des Herrscherbildes, jedoch mit formalen Lösungen und Insignien von heute!


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