Die wichtigsten filmischen Gestaltungsmittel, mit denen ein Film zur Szenografie und dem Schauspiel den Inhalt gestaltet und seine Wirkung erzielt, werden hier kurz zusammengetragen.
Einstellung, Szene und Sequenz
Ein Film gliedert sich in Einstellungen, Szenen und Sequenzen. Eine Einstellung ist ein Filmstück ohne Unterbrechung der Kontinuität. Bei der Aufnahme dauert diese vom Einschalten der Kamera bis zum Ausschalten, im fertigen Film von Schnitt zu Schnitt. Der Begriff Szene kommt aus dem Sprachgebrauch des Theaters. Die Szene im Film bildet eine Einheit der Filmerzählung mit Kontinuität von Ort und Zeit, welche eine Handlung wiedergibt. Eine Szene besteht meist aus mehreren Einstellungen, kann aber auch aus nur einer Einstellung gestaltet sein. Der Begriff Sequenz wird im deutschsprachigen Raum oft gleichbedeutend wie Szene verwendet, was aber genau genommen nicht ganz richtig ist. Denn eine Sequenz ist eine Abfolge von Ereignissen, die im gedanklichem Zusammenhang stehen, jedoch in Bezug auf Ort oder Zeit nicht kontinuierlich sein müssen.
Einstellungsgrössen
Bei der Wahl des Bildausschnitts (Kadrierung) ist nicht nur auf die Komposition von Bildraum (Vorder-, Mittel- und -Hintergrund) und Bildfläche (Symmetrie oder Asymmetrie, Gruppierung oder Verteilung usw.) zu achten. Auch die sogenannte Einstellungsgrösse spielt im Film wesentliche eine Rolle. Die Bezeichnungen der Einstellungsgrössen sind grob festgelegt und nehmen Bezug der Kadrierung zum Hauptmotivs. In den meisten Fällen ist dies der Mensch. Eine Totale zeigt den Menschen insgesamt mit der nahen Umgebung, genauso wie die Totale eines Hauses oder einer Maikäfers. Der Film kennt folgende Einstellungsgrössen.

Supertotale (ST) oder Weite – extreme shot: Diese Einstellung bietet einen Gesamtüberblick des Handlungsortes (wie z.B. eine Landschaft) oft von erhöhtem Standpunkt. Durch die verkleinerte Wiedergabe auf sind wenig Details zu erkennen.

Totale (T) – long shot: Die Totale stellt die Szenerie bzw. das Hauptmotiv in seiner Gesamtheit dar wie z.B. eine Menschengruppe mit etwas Umgebung.

Halbtotale (HT) – full shot: Die Halbtotale zeigt einen knapp begrenzten Ausschnitt des Hauptmotivs, womit die Körpersprache zum Ausdruck kommt.

Amerikanische Einstellung (AS) – american shot: Aufnahmen von Menschen etwa vom Knie aufwärts im Bild werden als amerikanische Einstellung bezeichnet. Damit kamen in den Western die Revolvergürtel in die Kadrierung.

Halbnah (HN) – medium shot: In der halbnahen Einstellung werden Menschen etwa zur Hälfte ins Bild genommen, was eine beliebte Einstellungsgrösse für zwei Personen im Gespräch ist.

Nah (N) – close shot: In dieser Einstellung spielt die Umgebung kaum mehr eine Rolle. Viel mehr geht es hierbei um die Darstellung von Gestik und Mimik im Bild.

Gross (G) – close up: Eine Einzelheit (Kopf einer Person, Klinke einer Türe etc.) wird herausgegriffen und verdeutlicht, womit bei Menschen das ganze Gesicht zum Ausdruck kommt.

Ganz Gross (GG) oder Detail (D) – extreme close up: In dieser Einstellung gilt die Konzentration auf Nahe bis extrem Nahe Ausschnitte, um Details wie Auge, Mundpartie, Fingerring etc. zu betonen.
Mix: Es kann natürlich sein, dass innerhalb eines Bildes mehrere Einstellungsgrössen vorkommen, was oft bei Aufnahmen in Weitwinkelposition stattfindet. So steht z.B ein Kopf Gross im Vordergrund und eine ganze Person im Hintergrund. Die Bezeichnung der Einstellungsgrösse bezieht sich dann auf das Hauptmotiv. Eine Bewegung am Set (Schauplatz) oder der Kamera mit einer Kamerafahrt oder einem Schwenk ermöglicht zudem einen stufenlosen Übergang von einer in eine andere Einstellungsgrösse.
Kamerastandpunkt und Licht
In der Variation der Einstellungsgrössen liegt genauso das Geheimnis für eine interessante Filmgestaltung wie das Spiel mit dem Kamerastandpunkt. So kann eine Szene von mehreren Standpunkten aus betrachtet werden. Die Kamera kann einen sachlich-distanzierten oder subjektiven Blick einnehmen, womit das Publikum stärker in den Film eingebunden werden kann. Zu diesem Gestaltungsmittel zähl ebenso die Augenhöhe und der Blickwinkel, der erhöht oder vertieft grob in Vogel-, Normal-, Froschperspektive eingeteilt werden kann. Je nach Standpunkt muss die Szene und das Licht neu begutachtet bzw. eingestellt werden, was auf dem Set mittels Lampe und Reflektor im Off passieren kann (Off = nicht im Bild der Kamera).
Brennweite- und Schärfeneinstellung
Verschiedene Brennweiten des Kameraobjektives vom Weitwinkel- bis zum Teleobjektiv lassen den Raum verschieden weit oder eng wirken. Der Weitwinkelbereich „dehnt“ die Perspektive, der Telebereich „komprimiert“ die Perspektive. Zudem kann mit der Schärfeneinstellung (Fokus) die Aufmerksamkeit auf bestimmte Objekte oder Bereiche im Bild gesetzt werden (vgl. Tiefenschärfe), womit auch dynamisch gespielt werden kann (z.B. Rack Focus).
Bewegung
Filmgestaltung passiert nicht nur einer Standbildgestaltung. Die Bewegung gestaltet einen Film entscheidend mit. Bewegung kann auf zwei Arten zustande kommen. Entweder nimmt eine stehende Kamera ein bewegtes Objekt auf (mit der Objektbewegung quer, zu oder weg von der Kamera) oder sie wird selbst bewegt (Schwenk, Fahrt, Zoom, bewusste Verwacklungen). Auch damit lässt sich ein sachlich-distanzierter oder subjektiver Blick verstärken.
Schnitt und Montage
Ebenso schafft ein Schnitt – d.h. der Übergang von einer zur nächsten Einstellung – Bewegung im Bild. Hierzu gehören z.B. der harte Schnitt, der Bewegungsschnitt oder die Überblendung. Die Montage gilt als weiteres Gestaltungsmittel, von denen hier einige Arten genannt werden. Als Grundlage versteht sich die Kontinuitätsmontage, mit der die Handlung in der Abfolge des Geschehens zusammengeschnitten wird. In der Parallelmontage werden Handlungen verknüpft, die sich Gleichzeitig an verschiedenen Orten abspielen. Die Analogiemontage lässt Einstelllungen aufeinander folgen, die eine inhaltliche oder formale Ähnlichkeit haben (z.B. Vollmond – rundes Gesicht). In der Kontrastmontage werden hingegen entgegengesetzte Inhalte in Beziehung gesetzt (z.B. Hunger – Völlerei). Weiter kann mit Schnittfrequenz, Rhythmus, Zeitverschachtelungen und verschiedensten anderen Montagen gespielt werden.
Ton
Zu den wichtigen Gestaltungsmitteln gehört auch der Ton bzw. die Vertonung. Dabei stehen die Sprache, die Musik, Geräusche und selbstverständlich auch die Ruhe zur Verfügung. So kann z.B. ein Landschaftsbild mit einer Landstrasse zum Horizont durch eine fröhliche Melodie eine komplett andere Wirkung und Bedeutung erhalten als dasselbe Bild mit einer melancholischen Melodie oder angezogener Stille. Allgemein gesehen kann Musik auch eine Kontinuität erstellen. Geräusche können nicht nur als sogenannte Atmo eingesetzt werden. Sie können auch ganze Bilder oder Handlungen ersetzen. Stille kann Spannung erzeugen und mit einer Off-Stimme kann man dem Film z.B. einen dokumentarischen Charakter vermitteln. Beim Schneiden können dann durch J-Schnitt und L-Schnitt die Tonspuren in die Videospuren ineinandergreifen. Durch einen J-Schnitt wirkt der Schnitt meist dramatischer, mit einem L-Schnitt hingegen sanfter.
Gesamtwirkung
Man sagt oft, dass ein Film mindestens zwei mal entsteht: beim Dreh und beim Schnitt. Die Gesamtwirkung eines Films hängt davon ab, wie alle Elemente im Film zusammenspielen. Dabei entwickelt jede Autorenschaft seinen eigenen Stil. Gestalten heisst Auswählen und Formen – und dies nach kommunikativen, ästhetischen und ideellen Gesichtspunkten. Ein Film ist nie objektives Abbild der Wirklichkeit, auch nicht ein Dokumentarfilm. Mit jedem Film entsteht eine eigene Welt, in die eingetaucht werden kann.
Weiterführende Links
- Arbeitsvorlagen: Storyboardvorlage 4:3 und Storyboardvorlage 16:9
- Tipps für den Filmdreh
- Geschichte des Films
- Dossier Film und Animation
Quellen und externe Links
- Silbermann, Schaaf, Adam (1980); Filmanalyse. Oldenburg.
- Stach/Zens (1998); BE2- Begriffslexikon zur Bildnerischen Erziehung. Wien, Verlag Jugend und Volk.
- Roost (2015): Dossier „Filmbildung„. (letzer Abruf (14.3.22)
- Alpha Lernen (2017): Einstellungsgrösse (6:05), Schnitt/Montage (7:47)
- Abteilung Medienpädagogik des BMBWK, Wien: Leitfaden (letzter Abruf: 3.3.13).
Beitragsbild und Schaubilder: Produziert mit DALLE-mini und nachträglichem Beschnitt