Modul: Überblick Bildraumfunktionen

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit räumlichen Darstellungsverfahren und verschafft einen Überblick zu den Bildraumfunktionen.

Pac-Man-Variante Paku Pakufür DOS (gemeinfrei)

Ziele und Kompetenzen

  • Überblick in Theorie und Geschichte der Bildraumfunktionen gewinnen
  • Verschiedenen Raumdarstellungsmöglichkeiten anwenden können

Wiederholung und Booster

Theorie und Geschichte

  • Kunstgeschichte der Raumdarstellung, Bildbetrachtung mit zwei verschiedenen Geschichten:
    • Geschichte 1: Wirklichkeitsnahe Raumdarstellungen z.B. Romanik (Überschneidungen, Bildhöhe), Gotik (Modulation mit Schatten, teils zusammenlaufende Linien und Grösse), Renaissance (Fluchtpunkt-, Farb- und Luftperspektive, Sfumato), Barock (Trompe-l’œil), Impressionismus (farbige Schatten), Hyperrealismus, Virtual Art, …
    • Geschichte 2: Nicht-monovalent Raumdarstellungen z.B. Spätmittelalter (Bedeutungsperspektive), Manierismus (Verzerrungen für Ausdruck), Barock (Spielerei mit Täuschung und Brüche), Impressionismus (Auflösen der Linearperspektive und des Raumes als Summe von Entitäten), Expressionismus (Inneres überwältigt Äusseres), Konstruktivismus (Auflösung der Raumabbildung), Surrealismus (neue Überräume entstehen), Neue Sachlichkeit, …
  • Weitere Beispiele polyvalenter Bildraumsysteme und Rauminstallationen
  • Raumdarstellungsstrategien in der wissenschaftlichen Illustration
  • Einführung in die Perspektivenlehre mit Fokus auf Bildraumfunktionen:
    • Bildraumdarstellung zur Nachahmung, Bezeichnung und Wirkung

Übungen

  • Alle Fluchtpunktperspektiven praktisch anwenden
    • Spiele an einem Gegenstand alle Fluchtpunktperspektiven durch!
    • 1. Einpunktperspektive: Lege einen einfachen geometrischen Gegenstand (z.B. ein Holzspielzeug) auf den Tisch und zeichne diesen in einer Frontalperspektive mit einem Fluchtpunkt! (auf einer horizontalen Linie entweder in der Vogel- oder in der Forschperspektive – d.h. Linie eher oben oder eher unten – einen Fluchtpunkt setzen und abzeichnen)
    • 2. Zweipunktperspektive: Drehe den Gegenstand 45 Grad ein und zeichne diesen nun in einer Übereckperspektive mit zwei Fluchtpunkten! (auf einem Horizont, auch entweder als Vogel- oder Froschperspektive, zwei Fluchtpunkte je am äusseren Blattrand links und rechts setzen, dann abzeichnen)
    • 3. Dreipunktperspektive: Gehe mit einer Kamera nahe an das Objekt hin und kippe die Kamera für ein erstes Foto nach oben und für ein zweites Foto von leicht oberhalb des Objektes einmal nach unten. Untersuche in den beiden Fotos die Fluchten der Raumlinien, versuche das Prinzip zu verstehen und zeichne das Objekt mit deiner Erkenntnis nach! (zusätzlich zum Horizont und den zwei Fluchtpunkten entsteht ein weitere Fluchtpunkt, zu dem nun die vertikalen Linien fliehen.)
    • Adaptierte Punktperspektive: Stadtviertel in 360°-Panorama oder in einem inneren Zylindermantel mit elliptischen Fluchtpunktperspektiven
  • Alle Parallelprojektionen praktisch anwenden
  • Räumliches und gegenständliches Zeichnen/Malen nach Anschauung wie z.B. fleckenorientiertes Malen eines weissen Lumpens im Seitenlicht
    • Mit Pinsel und lasierender schwarzer Gouache oder Aquarell auf A4: Inszeniere einen organischen Formkörper im seitlichen Licht (Lumpen, Kissen, Hand etc.). Betrachte diesen mit fast geschlossenen Augen, um subtile Schattierungen besser wahrzunehmen und nicht von der Form abgelenkt zu sein. Die hellsten Bereiche werden mit Blattweiss belassen. Weitere etwas dunklere Partien werden grossflächig durch Wasser und Zugabe von einer Spur schwarzer Malfarbe abgedunkelt. Hierbei werden ähnliche Helldunkelflächen mutig zusammengefasst und flächen- bis fleckenartig auf das Blatt übertragen. Beweg dich nun kontinuierlich zu den dunkleren Bereichen und übertrage diese schrittweise durch eine vorsichtige Zugabe von schwarzer Malfarbe. Es ist ratsam, eher zu hell als zu dunkel zu beginnen. Denn nachträglich können zu helle Flächen nachgedunkelt werden, aufhellen ist bei dieser Technik jedoch schwierig. Arbeite insgesamt auch nicht zu nass und vor allem nicht nass in nass. Zuletzt wird an der dunkelsten Stelle im Bild mit reinem Schwarz der Kernschatten gesetzt. Diese Technik kann auch umgekehrt lasierend mit weisser Farbe auf schwarzem Papier angewendet werden – dabei wir nur noch auf die Lichter geachtet.
  • Räumliches und gegenständliches Zeichnen/Malen aus der Vorstellung
  • Übungen zur polyvaltenten Raumdarstellung
  • Gamedesign und der Blick auf die Bildraumdarstellung: Welche konkrete Bildraumdarstellung liegt den jeweiligen Gamewelten zu Grunde? Wie wirklichkeitsnahe (Nachahmung), sachlich/informativ (Bezeichnung) oder emotional (Wirkung) sind diese Bildräume tatsächlich? Recherchiere und analysiere verschiedene Videostills von Pacman, Donky Kong, Tetris, Novatron, Clash of Clans, Subway Surfers, Mario Kart, Minecraft, Monument Valley, The Bridge und anderen Games oder auch deinen Lieblingsspielen.

Aufträge

Falls in den letzten Modulen noch nicht bearbeitet:

  • Gestalterisch polyvaltente Genrebildmalerei (Stimmungsvolles zeitgenössisches Genrebild mit div. gestalterischen Funktionen an Farbe, Formen, Texturen und insb. Raum inkl. polyvalentem Bildraum sowie deren Kontrasten, Komposition, …)
    • Einleitung: Genrebilder beschreiben eine Bildgattung, die Alltagsszenen darstellen. Sie sind nicht auf historische Ereignisse ausgerichtet, sondern bieten Einblicke in die Kultur und den Zeitgeist. Sie entstanden in der Antike, erreichten im Barock, insbesondere in der niederländischen Malerei, ihren Höhepunkt und erlebten im 19. Jahrhundert während des europäischen Realismus eine Renaissance.
    • Auftrag: Entwickle ein malerisches Genrebild mit einem zeitgenössischen Motiv (Mensa, Hausaufgaben, Ausgang, Sport, …). Verwende für das Genrebild eine Raudarstellung abseits der monovalenten Bildraumfunktionen, um den Informationsgehalt und die Bildwirkung zu verstärken. Arbeite mit der Simultanperspektive, mit räumlichen und optischen Verzerrungen, irrationalen und expressiven Manipulationen, die das Genre bzw. die Szene inhaltlich und emotional besser verständlich machen als in einem fotorealistischen Bild. Auch die Farben und Texturen dürfen die gestalterische Funktion von Bezeichnung und Wirkung betonen. Achte aber darauf, dass das Bild verständlich bleibt und nicht zu sehr ins Abstrakte oder gar Gegenstandslose kippt.
    • Kriterien:
      • Spiel über die monovalente Bildraumdarstellung hinaus mit einer neuartig polyvaltenten Bildraumdarstellung, womit die Szene intensiv vermittelt wird.
      • Malerischer Einsatz von Farben, Formen, Texturen (Duktus) und deren Gestaltung mit Kontrasten und Komposition sind mutig und überzeugen in ihrer Umsetzung zur inhaltlichen und emotionalen Steigerung des Motivs.
      • Bonus/Malus (Gesamteindruck, Einhaltung der Vorgaben, Unerwartetes, …)
    • Material: Gouache oder Acryl auf ca. A3 Format, eigene persönliche Fotos zur Inspiration für Ausschnitte bzw. Fragmente des Motivs

Oder gleich weiterführend in Kombination mit dem Modul: Künstlerische Forschung mit Raum und Bildraum:

Weiterführende Links


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