Eine Kunstkritik ist eine Äusserung zu einem Kunstwerk mit spitzer Feder oder scharfer Zuge. Sie stülpt einer Leser- oder Zuhörerschaft den eigenen Zugang über, indem sie das Kunstwerk augenscheinlich beschreibt und davon eigene Gedankengänge und Deutungen überzeugend ableitet – teils mit expliziten oder impliziten Wertungen. Eine gelungene Kunstkritik steuert die Wahrnehmung des Publikums und lässt daraus eine eigene Welt/ Sicht entstehen.
Was ist Kunstkritik?
- Der Akt der Kunstkritik ist die Erstellung einer Art „Brille“, wie das Werk wahrgenommen werden kann bzw. soll. Kunstkritik ist eher subjektiv als eine Wissenschaft, jedoch argumentativ so nachvollziehbar aufgebaut, dass die Kritik von Kennerschaft zeugt und die Art der Werkwahrnehmung zum Kanon werden kann bzw. soll (gesellschaftliche Richtschnur).
(Weiterführung aus der Quelle: Wiegand, 2019: Kunstkritik. In: Jordan/ Müller (Hrsg.): Grundbegriffe der Kunstwissenschaft.)
Kurzgeschichte der Kunstkritik
- In der Antike und zu Beginn der Neuzeit waren Künstler selbst Kunstkritiker;
- Ab den öffentlichen Ausstellungen seit dem 17. Jh. und später mit der Zeitschriftengründung seit dem 18. Jh. waren Schriftsteller und Gelehrte die Kunstkritiker, welche den Kanon der Kunstwahrnehmung führten;
- Im 19. Jh. und 20. Jh. professionalisierte sich das Fach (inkl. Studiengänge);
- Seit Ende des 20. Jh. fiel die Kunstkritik in eine Krise, neue gesellschaftliche und mediale Wege eröffneten sich.
(Weiterführung aus der Quelle: Stach/Zens, 1997)
Beispiel für den Aufbau einer Kunstkritik
Informativer/ passender und zugleich provokanter/ lustvoller Titel
Autorenname, Datum
Je nach Bedarf einen Lead voranstellen, um Vorinformationen zu liefern und Interesse zu wecken.
Text:
- Informationen zur/zum KünstlerIn und dem Kontext
- Beschreibung des Werks inkl. Präsentation (Form, Inhalt, medialer Einsatz, Modi, gestalterische Strategien, Spekulationen zu Werkprozess, Absicht)
- Bezüge zu historischen oder zeitgenössischen Kunstwerken
- Bezüge zu Kultur, Natur, Gesellschaft, Philosophie etc.
- Deutungsstränge entwickeln und evtl. auch werten, ob dies im Werk gelingt und wie reüssiert die inhaltliche, formale und mediale Umsetzung ist
Bild(er):
- Reproduktionen der besprochenen und zusätzlich genannten Werke bzw. ihrer Inszenierungen, Kerndaten jeweils nicht vergessen anzubringen
Kriterien
- Text zeugt von Kennerschaft (präzise Fachbegriffe und Beschreibung, knifflige Kunstwerkbezüge, Umgang mit Theorie)
- Kritik ist gelungen und überzeugt (plausible Deutung mit Argumenten und Interpretationen, gute Einschätzung des Werks)
- B/M Gesamteindruck (Rechtschreibung und Stil, Einhaltung der Vorgaben, Unerwartetes etc.)
Weiterführende Links
- Beruf Kunstkritiker/in (Bericht zur Podiumsdiskussion 2016 im Kunstmuseum Stuttgart)

The Art Critic, Georges Croegaert, 1848-1923