Anatomie, Diversität, Schönheit und ihre Darstellung: Auf der einen Seite wollen wir alle gleich sein. Wobei, eigentlich nicht ganz. Zuerst gleich sein, ok, aber dann wollen wir unser eigenes Ding drehen, unsere eigene Identität, unsere eigenen Schönheit, unsere eigenes Dasein – zumindest in der Westlichen Welt. Aber wer bin ich hier? Gehöre ich zu einer Gruppe? Bin ich dennoch einmalig? Werde ich wahrgenommen? Nehme ich mich wahr? Und wer bist du? Und überhaupt: Wie ist das mit der Darstellung?
Zu weiteren Modulen von Menschen, Tiere und Wesen oder anderen Modulen.
Kompetenzen
- Anatomie des Menschen und ihre Darstellung in Kunst und Medien verstehen und als Ausdrucksmittel anwenden können
- Figur, Auffassung von Diversität und Schönheit in Kultur und Geschichte reflektieren können
Booster und Vorübungen
- Figur nach Anschauung: sich gegenseitig abzeichnen (Fokus: Volumenelemente, Proportionen, Anordnung)
- Mannequins im Licht
Theorie
- Anatomie von Knochen, Sehnen, Muskeln, Fettreserven etc. studieren
- Bildbetrachtung der Figur in der Kunst (Beispiele aus der Vorgeschichte bis zur Moderne z.B. mit O’Keeffe, Kahlo, Bacon, Sherman, …)
- Bildbetrachtung von Figur und Identität in Werbung, auf Social Media, …
Übungen
- Anatomisches Zeichnen aus den didaktischen Standardwerken (Anatomie für Künstler etc.), Studienblatt A3 mit Bleistift
- Anatomisches Zeichnen nach Kunstgeschichtsvorlagen, Kohle, Grossformat
- Hagesandros et al. (Hellenismus): Laokoon-Gruppe, Torso-Ausschnitte
- Baldung Grien (Renaissance): Die drei Lebensalter und der Tod, Beine
- Rubens (Flämischer Barock): Bacchus, Schulter-Hals-Partie
- Lucian Freud (Postmoderne): Diverse figürliche Gemälde, ganzfigurig
- Anatomisches Zeichnen nach Vorlagen aus dem Internet, Chiaroscuro Studien von Körperfragmenten mit Kreide auf Papier
- Ballett-TänzerInnen, Sumokämpfer, BodybuilderInnen etc.
- Studienblatt zur eigenen Hand (Anatomisches Zeichnen nach Anschauung/ nach der Natur): Zum Aufwärmen die eigene Hand nahe betrachten und in der Haltung mit den Formen und Proportionen erfassen. Danach verschiedene, ungewohnte Handhaltungen einnehmen und abzeichnen. Zuletzt Hand anspannen und „verkrampfen“, sodass Sehnen und Venen sichtbar werden, und dies in weiteren Zeichnungen festhalten.
- Übungen zu den Gestalterischen Modi (wirklichkeitsnahe, stilisiert, expressiv, surreal) von anatomisch betonten Figuren mit oder ohne Vorlagen

Bewertete Aufträge
- Illustration: Die Gottheit der Diversität! Oder Uniformität?
- Auftrag: Lasst uns die Diversität feiern. Oder die Uniformität verteidigen? Kreiere im Stil des veristischen Surrealismus ein nacktes Wesen, das die Diversität oder eben die Uniformität der Menschen repräsentiert. Im veristischen Surrealismus wird wirklichkeitsnahe bzw. naturalistisch gearbeitet, das Dargestellte durchbricht jedoch die Logik der Realität. In deiner Arbeit kann die Komposition und Verschmelzung, der Körperteile surreal sein. Wie die Venus von Willendorf soll sich die Darstellung auf den Körper konzentrieren. Die anatomischen Details und Ausformungen sind zwar möglichst divers oder eben uniform, jedoch immer noch in einer realistischen Anatomie wiederzugeben. Das Wesen soll hingegen – wie etwa die hinduistische Gottheit Vishvarupa – viele Gliedmassen, viele Leiber in unendlicher Gestalt, kein Ende, keine Mitte und keinen Anfang haben (Bhagavad Gita, 11, 16). Dies löst du so, indem du einen Bildausschnitt von einem zusammenhängenden surrealen Wesen aus mehrere, diversen oder uniformen, verschlungenen und möglichst plastisch wirkenden Körperteilen gestaltest. Und dies alles ohne Zeichnungsvorlagen.
- Material:
- +/- A3 Papier einem der folgenden Farbmittel…
- Kohle oder Pastell (niedriger Schwierigkeitsgrad)
- Ölkreide (mittlerer Schwierigkeitsgrad)
- Gouache oder andere Malfarbe (erhöhter Schwierigkeitsgrad)
- Kriterien (Schwierigkeitsgrad mit Auswahl von Material, Körperteile, Komposition etc. wird berücksichtigt):
- Viele diverse oder uniforme aber in seinen einzelnen Teilen anatomisch korrekt wirkende unterschiedliche Körperteile, die zusammenhängen und ein Ganzes ergeben
- Verschlungener, dichter und insbesondere möglichst plastisch wirkender Bildausschnitt (Licht, Farbmodulation, 3D)
- Bonus/Malus (Einhaltung der Vorgaben, Unerwartetes, …)
- Eigene künstlerische Auseinandersetzung zum Thema Figur und Malerei
- Ein Scherbenhaufen antiker Figuren
- …
Weiterführende Links
- Modulüberblick Figürlich – Menschen, Tiere und Wesen