Die Kurzgeschichte der Malerei ist eine mit 30 Bildern in 15 Stationen stark zusammengefasste Bildgeschichte vom Mittelalter bis heute. Sie ist weniger als geschlossene Stilgeschichte zu verstehen sondern zeigt über verschiedene Themengebiete eine kleine Übersicht in der Geschichte der Malerei. Eine ausführlichere Geschichte in stilgeschichtlicher Darstellung finden Sie im Beitrag Geschichte der Malerei. Bei den neueren Malereien führen die wegen fehlender Bildrechte eingesetzten Platzhalter zu den jeweiligen Bildern. Weitere verlinkte Bilder finde Sie ausserdem in unserem Kunstgeschichtsindex (kgi).

 

 Religiöse Erzählungen und Empfindungen (Mittelalter)

-------------------------------------------------------------------------------

  • klare und ausdrucksstarke Bild- und Gebärdensprache
  • Bedeutungsperspektive
  • Farbsymbolik
  • Buchmalerei
  • Kirche, Wissen, Kultur
  • Bilderverbot/ Bilderstreit („Du sollst dir kein Gottesbildnis machen...“)
 Meister der Reichenauer Schule 005.jpg    
Perikopenbuch Heinrich II , Insel Reichenau
"Verkündung an die Hirten"
1007-1012
(Wikimedia Commons.)
   

 

 Die Entdeckung des Raums (Frührenaissance)

-------------------------------------------------------------------------------

  • Grundlagen der Perspektive
  • Perspektive als kulturelle (Wieder-) Entdeckung, Wunsch nach Wirklichkeitsnähe, Entfernung vom Jenseits hin zum Diesseits
  • Gesetze des Sehens erforschen
  • Bild als „Blick durch ein Fenster“ (Illusion)
  • Ölmalerei/ Wandmalerei
  • „Renaissance“ = Wiedergeburt (hier: der Antike)

 Masaccio, trinità.jpg

Jan van Eyck Portrait of Giovanni Arnolfini and his Wife.jpg

La nascita di Venere (Botticelli).jpg

Masaccio
„Dreifaltigkeit“
1427
(Wikimedia)
Jan van Eyck
„Die Arnolfini-Hochzeit“
1434
(Wikimedia)

 Botticelli
„Geburt der Venus“
1485
(Wikimedia)

 

Der Mensch als Mass aller Dinge (Hochrenaissance)

-------------------------------------------------------------------------------

  • „Weltliche Themen“ erhalten Bedeutung: Portrait, Landschaft
  • Studium, Vermessung -> Der Mensch als „Mass aller Dinge“
  • Erscheinungsfarbe
  • Universalgenie
  • Harmonie

Mona Lisa, by Leonardo da Vinci, from C2RMF Repaired.jpg

Michelangelo, Creation of Adam 02.jpg

 
 Leonardo da Vinci
„Mona Lisa“
1503-05
(Wikimedia Commons.)
Michelangelo
Sixtina-Erschaffung Adams
1508-12
(Wikimedia Commons)

 

 

Üppig, wuchtig, durchdacht (Barock)

-------------------------------------------------------------------------------

  • Stofflichkeit und Plastizität bis zu Trompe L‘Oeil
  • versteckte Symbolik, „visuelles Rätsel“, Allegorie
  • Vanitas, Memento Mori, Carpe Diem
  • Stillleben
  • dynamische Bewegungsformen und Kompositionen
  • Bedeutung des Lichts („Chiaroscuro Malerei“)
  • Schichtenmalerei

Bacchus-Caravaggio (1595).jpg

Peter Paul Rubens 063.jpg

Willem Kalf, Still Life with Drinking-Horn, c. 1653, oil on canvas, National Gallery.png

 Caravaggio
„Bacchus“
um 1593
(Wikimedia Commons.)
 Peter Paul Rubens
„Höllensturz der Verdam-
mten“
ca. 1620
(Wikimedia Commons)
Willem Kalf
„Trinkhorn mit einem Hummer auf einem Tisch“
um 1653
(Wikimedia Commons)

 

Vernunft (Klassizismus) <=> Sehnsucht und Natur (Romantik)

----------------------------------------------------------------------------------------

  • Kultur (Besinnung auf Antike und Renaissance)

<=>

  • Natur (als Widerschein und Ausdruck menschlicher Gefühle)Vernunft, Rationalität

<=>

  • Emotionalität (Sehnsucht, Leidenschaft, Seele(nschmerz))Das Allgemeine (Politik: „Aufklärung“, Frz. Revolution)

<=>

  • Das Individuelle

Jacques-Louis David 020.jpg

Caspar David Friedrich's Chalk Cliffs on Rügen.jpg

 
Jacques Louis David
„Der Schwur der Horatier“
1784
(Wikimedia Commons)
 Caspar David Friedrich
„Kreidefelsen auf Rügen“
um 1818
(Wikimedia Commons)
 

 

Eindruck der Oberfläche (Impressionismus)

-------------------------------------------------------------------------------

  • Revolution in der Wiedergabe der Farbe:
  • Vernachlässigung der Perspektive und Plastizität zugunsten von Farbeindrücken
  • Farbe als Material sowie der Malprozess werden sichtbar
  • Interessenverlagerung vom Gegenstand/Motiv auf dessen malerische Behandlung
  • Freilichtmalerei, Primamalerei

Claude Monet, Impression, soleil levant, 1872.jpg

   
Claude Monet
„Impression, soleil levant“
1872
(Wikimedia Commons)
   

 

Ursprung der modernen Kunst (Spätimpressionismus)

-------------------------------------------------------------------------------
  • persönliche Sichtweise und Konflikte
  • Übersetzung bis zur Vernachlässigung der Wirklichkeitsnähe:
    • Cézanne: Reduktion auf Grundformen, Ordnung in der Fläche (Komposition), Eindruck der Bildtiefe/ Opfer: Konvention der richtigen Zeichnung => führt zu Kubismus
    • Van Gogh: Erregung, Rausch des Schaffens, Gemütsverfassung (Ausdrucksstärke) => führt zu Expressionismus
    • Gauguin: Unmittelbarkeit des Ausdrucks => „Primitivismus“ (Kraft/ Einfachheit/ Poesie) => führt zu Revolution des Geschmacks

Paul Cézanne 113.jpg

Vincent van Gogh (1853-1890) - Wheat Field with Crows (1890).jpg

Arearea, by Paul Gauguin.jpg

Paul Cézanne
„Chateau Noir und der Sainte-Victoire“
1904/06
(Wikimedia Commons)
Vincent van Gogh
„Kornfeld mit Krähen“
1890
(Wikimedia Commons)
Paul Gauguin
„Arearea“ (Zeitvertreib)
1892
(Wikimedia Commons)

 

Ausdruck Innerer Stimmungen (Expressionismus)

-------------------------------------------------------------------------------

  • gesteigerte Farb- und Formgebung:
    • Verwendung holzschnittartiger Formen
    • kontrastreiche Farbe
  • Klee: „nicht mehr das Sichtbare wiedergeben, sondern sichtbar machen“
  • erschüttert von Leid, Elend, Brutalität und Gewalt:
    • „schöne Kunst“ bedeutet Verrat an der Wahrheit
    • Angst vor Kitsch
  • Künstlergemeinschaften: „Die Brücke“, „Der Blaue Reiter“
marc3 beckmann3  
Franz Marc
„Die kleinen gelben Pferde“
1912
 Max Beckmann
„Die Nacht“
1918/19
 

 

Analytisches Zerlegen (Kubismus)

-------------------------------------------------------------------------------
  • Zurückführung der Gegenstände auf ihre wesentliche Form: Kugel, Kegel, Zylinder
  • Formenrhythmus
  • verschiedene Ansichten zugleich sichtbar machen
  • Beschränkung auf Grau- und Brauntöne, um „Formen nicht zu stören“
  • später: Wiederaufnahme der Farbe

picasso3

braque4

 
Pablo Picasso
„Les Demoiselles d‘Avignon“
1907
 Georges Braque
„Violine und Krug“
1910
 

 

Schaffen im Prozess
(Künstlerbiographie am Beispiel Picassos (1881 - 1973))

-------------------------------------------------------------------------------

  • Mythos Picasso
  • Geniekult
  • verschiedene Schaffensphasen („Blaue Periode“, „Rosa Periode“, „Kubismus“, „Surrealismus“,...)
  • Schaffenskraft (ca. 15‘000 Gemälde)
  • Formenspiel

picasso a3

picasso a2

 
Pablo Ruiz Picasso
„Mutter und Kind
(Gaukler)“
ca. 1905
Pablo Ruiz Picasso
„Guernica“
1937
 

 

Antikunst (Dada)

-------------------------------------------------------------------------------

  • Bewegung, Revolte, Protest
  • Ablehnung, Parodie „konventioneller“ Kunst
  • Sinnlosigkeit
  • Collage
  • Verneinen des logischen Denkens („Unser Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung ändern kann“ (Francis Picabia))
  • Paradoxien
hoech3 Theo van Doesburg 224.jpg  
Hannah Höch
„Schnitt mit dem
Küchenmesser Dada durch
die letzte Weimarer
Bierbauch-Kulturepoche
Deutschlands“
1919/1920
Theo van Doesburg
(Wikimedia Commons)
 

 

Traum und Wirklichkeit (Surrealismus)

-------------------------------------------------------------------------------

  • Überwirklichkeit
  • Psychoanalyse (Freud): Unterbewusstsein
  • Zufall
  • Rausch 
  • „Das Unmögliche versuchen“ (Magritte)
  • Gefühl der Fremdheit vor dem Unerwarteten/ Rätselhaften

dali3

magritte3b

 
Salvador Dali
„Die Beständigkeit des Gedächtnisses
(Die weichen Uhren)"
1931
 René Magritte
„Das Reich der Lichter“
(L’empire des lumières)
1954
 

 

Kompositionen ohne Gegenstand (Abstrakte Malerei)

--------------------------------------------------------------------------------

  • Abstrakte Malerei = Sammelbegriff für unterschiedliche Strömungen
  • Wenn nicht die Nachahmung der Natur zählt, sondern der Ausdruck des Empfindens durch die Wahl der Farben und Linien (siehe Expressionismus, Kubismus) wird die Frage legitim: Verzicht auf alle Motive?
  • Beispiele:
    • Kandinsky: Einfluss der Musik: Klang, Improvisation, Komposition
    • Malewitsch: Empfindung der Gegenstandslosigkeit und der Leere
    • Pollock: Unmittelbarkeit/ Aufmerksamkeit auf Bedingungen der Malerei z.B. Farbauftrag (verbindet Spontanität und intellektuelles Interesse) („Abstrakter Expressionismus“)
Vassily Kandinsky, 1911 - Composition No 4.jpg Malewitsch.jpg Pollock3
Wassily Kandinsky
„Komposition IV“
1911
(Wikimedia Commons.)
Kasimir Malewitsch
„Schwarzes Quadrat auf weißem
Grund“
1914-1915
(Wikimedia Commons)
 Jackson Pollock
„Nummer 32“
1950

 

Kunst erobert Alltag (Pop Art)

--------------------------------------------------------------------------------

  • populär und kommerziell
  • massengefertigt
  • Kunstmarkt
  • Ambivalenz (Kritik an oder Kapitulation vor der Ökonomisierung des Lebens?)
  • Künstlermythos (Andy Warhol)
  • Gegenwärtigkeit
warhol3    

Andy Warhol
„Marylin“
1964

   

 

Anything goes...

-------------------------------------------------------------------------------

  • lange Gegenwart (sog. „zeitgenössische Kunst“ erstreckt sich über Jahrzehnte)
  • (noch?) keine klaren Strömungen unterscheidbar
  • Künstler hat das „Recht auf eigenen Weg“
  • umstrittener Begriff „Postmoderne“
  • Beispiele
    • Bacon: Deformation des Menschen
    • Richter: Illusion der Bilder
    • Kiefer: „Spurensuche“/ Kollektives Gedächtnis

bacon3

richter3

kiefer3

Francis Bacon
„Drei Studien von Isabel Rawsthorne“
1967
 Gerhard Richter
„Betty"
1988
 Anselm Kiefer
„Varus“
1976