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In diesem Auftrag versuchen wir mit Bleistift eine Menschengruppe in einer Extremsituation darzustellen, indem wir die formalen Möglichkeiten ausloten. Um dies voll und ganz auszureizen, verzichten wir auf den direkt sichtbaren Grund der Extremsituation, ja wir vertuschen ihn sogar. Der Grund für die Extremsituation bleibt somit undefiniert. Und dennoch zeigt das Bild eine Extremsituation. (3GF)


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Desastres de la Guerra, nº 41: Escapan entre las Ilmas (Flucht durch das Feuer), von Francisco de Goya, 1810-1814 (Repro: gemeinfrei über wm)

Einleitung

Bilder von Menschen in Extremsituationen berühren uns. Unsere westliche Bildwelt ist voll von solchen Darstellungen. In der Pressefotografie und Tagesschau, in der Werbung und insbesondere in Spielfilmen und Computerspielen werden Bilder mit Menschen in Situationen gezeigt, die weit über das Gewöhnliche, über den Alltag hinausgehen. Beim Aufschlagen einer Zeitung erkennen wir Extremsituationen meist bevor wir überhaupt verstehen, um was das Bild inhaltlich handelt. Dies funktioniert unmittelbar über die formalen Eigenschaften, wie Körperhaltung, Licht und Komposition des Bildes. Dies sind formale Bildeigenschaften, welche unsere Kultur- und Kunstgeschichte über Jahrhunderte entwickelt, gepflegt und erneuert hat (siehe Bildbeispiele). Die Bilder unserer heutigen Zeit sind das Resultat einer langen Bildtradition, welche sich auch in der Darstellungen solcher Extremsituationen niederschlägt.

Ziele

Voraussetzungen/ Vorübungen

Bosch, Das Jüngste Gericht, Mittelteil eines Triptichons (1482)
Tintoretto, Die Bergung des Leichnahms des Heiligen Markus (1562-66)
Goya, Desastres de la Guerra, nº 30: «Estragos de la guerra». (1810-15)
Gericault, Das Floss der Medusa (1819)
Delacroix, Die Freiheit führt das Volk (1830)

Auftrag

In einer Bleistiftzeichnung sollen vier bis neun Figuren in einer Extremsituation dargestellt werden. Die Situation darf extrem positiv, wie freudig, euphorisch oder negativ, wie beängstigend, schockartig, aggressiv oder dergleichen sein. Allerdings darf nicht ersichtlich sein, was diese extreme Situation auslöst. Die Situation bleibt somit undefiniert und in dieser Darstellung unaufgeklärt. Die Extremsituation manifestiert sich lediglich durch formale Bildaspekte wie Körperhaltungen, Perspektive, Lichtgebung, Komposition und Textur, was in den Möglichkeiten der Bleistiftzeichnung liegt. 

Tipps: Stellen Sie sich als Ausgangslage eine konkrete, aussergewöhnliche Situation wie eine Rauferei oder Handgemenge vor, die Sie variieren und im Anschluss vertuschen. Oder eine andere Möglchkeit: Beginnen Sie mit der Darstellungen von Figuren in extremen Körperhaltungen, woraus sich dann spielerisch im Prozess eine Bildidee oder ein Konzept entwickeln kann. Arbeiten Sie mit allen formalen Aspekten im Extrembereich, so z.B. mit Vorder-, Mittel- und Hintergrund, mit extremen Anschnitten der Figuren am Bildrand und asymmetrischen Verteilung der Figuren in der Bildfläche, krassem Helldunkel-Kontrast, dramatischer Lichtsituation etc. Für die Erarbeitung der Textur dürfen Sie es auch wagen, sich in einen adäquaten, extremen Zustand hineinzuversetzen und im Experiment auf einem Testblatt schauen, was dabei herauskommt. Vielleicht lässt sich daraus etwas machen?

Kriterien

Material