Dieser Auftrag durchbricht die Grenze wirklichkeitsnaher Bilder und erweitert die eigene Wahrnehmung und Gestaltungsfähigkeit durch ein wichtiges Element: die Ausdrucksstärke. Der geschichtliche Hintergrund bildet der Expressionismus in der Malerei zu Beginn der klassischen Moderne anfangs 20. Jh. (5GF)
Ziele
- Einführung in den Expressionismus
- Zugang zu und Verbesserung der Analysefähigkeiten bei expressiven bzw. aussdrucksstarken Bildern und Objekten
- Steigerung des persönlichen malerischen Ausdrucks durch die bildnerischen Mittel
August Macke, Russisches Ballett, 1912 | Otto Müller, Zwei Zigeunerkinder im Wohnraum 1926/27 | Ernst Ludwig Kirchner, Marcella 1910 | Marianne von Werefkin, Rote Stadt 1909 |
Vorübungen
- Zeichnen Sie einmal einen glücklichen und einmal einen traurigen Menschen blind und analysieren Sie danach Ihre Zeichnung! Erkenntnis: Wichtiges wie Kopf und Mund wird mit Überproportionen hervorgehoben, naive und undifferenzierte Strichführung, satte Farben, es zeigen sich klare und starke Gebärden und Mimik, prototype Menschen werden dargestellt - z.B. nicht männlich oder weiblich, wenig Details - wenn dann stark symbolisch mitwirkend, kaum räumliche Anhaltspunkte, insgesamt geringe Wirklichkeitsnähe bzw. tiefer Ikonizitätsgrad, jedoch ausdrucksstark und klar im Inhalt.
- Wählen Sie eine Malarbeit eines frühen Expressionisten und beschreiben Sie die bildimmanenten Aspekte wie Inhalt, Form, Komposition, Duktus, Farbe etc. des Bildes (E. Munch, H. Matisse, M. Beckman, E.L. Kirchner, F. Mark, A. Macke, V. Kandinsky etc.). Wo sehen Sie eindeutige Unterschiede zu den Blindenzeichnungen der ersten Übung? (nicht auf mediale Unterschiede Zeichnung vs. Malerei eingehen)
Auftrag
- Skizzieren Sie mit Kohle, Tusch oder Bleistift einen Mitmenschen oder sich selbst mit der Umgebung in alltäglichen Situationen, während oder kurz nachdem Sie diese erlebt haben, wie beim Aufwachen, am Mittagstisch, spät Abends, unter der Dusche, wartend an der Bussstation etc.
- Setzen Sie eine Situation mit Figur und Umgebung malerisch um. Versuchen Sie nicht das Bildmotiv in seiner visuellen Wirklichkeit 1:1 zu immitieren. Bringen Sie statt dessen den emotionalen-seelischen Zustand der dargestellten Figur mit den bildnerischen Mittel zum Ausdruck. D.h. suchen Sie nach einer Farbe, die ihren dargestellten Gefühlszustand zum Ausdruckbringt. Verändern Sie die Grössen, Formen, Oberflächen der "Realität" zugunsten ihrer "Subjektivität". Nutzen Sie die gestalterischen Ausdrucksmittel der Expressionisten. Halten Sie anschliessend die Situation mit dem Zustand in einem passenden Bildtitel schriftlich auf der Rückseite der Arbeit fest. Beschreiben sie kurz in Stichworten den Einsatz Ihrer bildnerischen Mittel.
Kriterien
- Nachvollziehbarkeit der Situation und des Zustandes der dargestellten Figur
- Übereinstimmung der benutzten und beschriebenen bildnerischen Mittel
- Gesamteindruck
Vorgaben/Material
- Gouache auf Papier oder grundiertem Karton (ca. 60 X 40 cm)
Links
- Deutsche Expressionisten-Gruppe Die Brücke (anschauliches Onlineprojekt mit Flash des MoMa , New York)