Dies ist eine Anleitung zum Siebdruck mit manuell hergestellten Schablonen. Anleitungen für die fotomechanische Schablonenherstellung oder den Bau eines Siebdruckrahmens erfordern eigene Beiträge.

Siebdruck

Der Siebdruck, früher auch „Serigrafie“ genannt, ist ein Druckverfahren, bei dem die Farbe mit einem "Gummirakel" durch ein feinmaschiges Gewebe auf einen Träger "gedrückt" wird. Mit einer Schablone werden Teile des Gewebes farbundurchlässig gemacht. Der Siebdruck wird als viertes Druckverfahren (neben Hochdruck, Tiefdruck und Flachdruck (Offsetdruck)) auch als Durchdruck bezeichnet.

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  Manuelle Herstellung einer Schablone aus Klebfolie

  1. Schneiden Sie aus Klebfolie ein Rechteck zu, das etwas kleiner als der Rahmeninnenrand ihres Siebes ist.
  2. Pausen Sie Ihr Motiv auf die Folie durch (Achten Sie je nach Vorgehen auf die korrekte Spiegelung!).
  3. Schneiden Sie das Motiv mit dem Cutter aus. Verlieren Sie die Binnenformen nicht  ("frei schwebende bzw. lose Formen").
  4. Kleben Sie das ausgeschnittene Rechteck vorsichtig auf die völlig trockene Innen- oder Aussenseite des Siebes. Beginnen Sie auf einer Seite oder in der Mitte und streichen Sie die Folie von Innen nach Aussen glatt (sternenförmig), damit die Luftblasen entweichen.
  5. Kleben Sie nun die Binnenformen auf. Orientieren Sie sich dabei an der hinter das Gewebe gehaltenen Vorlage ihres Motivs.
  6. Decken Sie die freien Stellen zwischen der Folie und dem Rahmen auf der Aussenseite mit Klebeband ab.

Will man die Schablone behalten, muss das Sieb vorsichtig ausgewaschen werden. Vor allem Binnenformen werden sonst weggespült. Die selbstklebende Folie sollte nicht zu dünn sein (in der Migros gibts für 5 Fr. keine schlechte).

Schablone aus Papier

Die Papierschablone wird auf die Aussenseite des Siebes gelegt. Nach dem ersten Druck klebt sie aufgrund der durchgeflossenen Farbe. Dies ist eine einfache, dafür nur eine Einweg-Lösung.

Schablone aus Füllmittel (Siebfüller) 

Hierbei wird Füllmittel direkt mit einem Pinsel auf das Sieb gemalt. Füllmittel ist eine Flüssigkeit, welche die Maschen des Gewebes verstopft. Benutzt man eine Vorlage, sollte das Sieb eine kleine Distanz zur Zeichnung haben, damit diese nicht mit dem Siebfüller verklebt. 

Schneideschablone

Das Motiv wird hier in spezielle Schneidefilme geschnitten (z.B. Sericol Siebdruck Schneidefilm Autoype Solvent Green nitrolöslich). Diese bestehen aus einer transparenten Kunststofffolie, auf der sich eine Schablonenschicht befindet. Das Motiv wird in die Schicht geschnitten, ohne dabei die Trägerfolie zu durchschneiden. Nun wird der Schneidefilm unter das Sieb gelegt. Von der Innenseite des Siebes werden mit einem Lappen, der mit einem geeigneten Lösemittel getränkt ist, Film und Gewebe miteinander verklebt. Nach dem Trocknen der Schablone wird die Trägerfolie entfernt. Es sind wasserübertragbare oder lösemittelübertragbare Filme erhältlich.

Dies ist die präziseste und dauerhafteste, aber auch teuerste Variante der manuellen Herstellung einer Schablone und nur bei grosser Druckauflage zu empfehlen.

Der Druckvorgang auf Stoff

  1. Bereiten Sie Ihren Arbeitsplatz vor: Am besten eignet sich ein Stück Molton, auf welchem Sie ein Tuch festmachen. Möglich ist auch ein Bügelbrett oder allenfalls ein mehrfach zusammengefaltetes Tuch. Bügeln Sie den zu bedruckenden Stoff und heften Sie ihn mit Stecknadeln auf der Unterlage fest.
  2. Giessen Sie drei Esslöffel Farbe auf die Innenseite des Siebes, ohne dass sie an das Motiv herankommt.
  3. Machen Sie einen Probedruck auf einem alten Stück Stoff: Stabilisieren Sie das Sieb mit der einen Hand und ziehen sie mit der anderen den Rakel in einem 45˚-Winkel nach unten, um die Farbe durch das Sieb zu drücken.
  4. Wiederholen Sie diesen Vorgang in der anderen Richtung, indem Sie die Farbe mit dem Rakel wieder hochschieben. Die Farbe muss sich immer vor dem Rakel befinden. Das Sieb kann auch beschwert oder von einer anderen Person stabilisiert werden. Dies erleichtert das mit leichtem Druck ausgeführte "Rakeln".
  5. Heben Sie den Rahmen hoch. Sind Sie mit dem Probedruck zufrieden, wiederholen Sie den Vorgang auf dem Bedruckstoff. Je dicker der Stoff, desto öfter müssen Sie "rakeln". Wollen Sie gleich mehrere Materialien in derselben Farbe bedrucken, bereiten sie am besten alles vor und drucken alle in einem Arbeitsvorgang, so dass die Farbe nicht eintrocknet und das Sieb verstopft.
  6. Wollen Sie dasselbe Motiv in einer anderen Farbe drucken, schieben Sie die überflüssige Farbe mit einem Spatel in den Farbtopf zurück, und waschen Sie das Sieb gut mit Wasser aus (am besten mit einer Duschbrause). Das Sieb sollte vor der nächsten Verwendung ganz trocken sein.
  7. Zum Schluss kann der Bedruckstoff mit einem Haarföhn getrocknet und zur endgültigen Fixierung etwa zwei Minuten gebügelt werden. Er sollte dann bei 40˚ in der Waschmaschine waschbar sein.

Beim Probedruck gilt es herauszufinden, mit wieviel Druck und wie oft "gerakelt" werden muss. Dabei spielen folgende Faktoren eine Rolle:

  • Konsistenz der Farbe
  • Trocknungsverhalten der Farbe
  • Gewebefeinheit des Siebs
  • Beschaffenheit des Druckträgers 

Druckträger

Fast alle Materialien können bedruckt werden, solange sie plan sind. Ausnahmen sind z.B. Leder oder Samt, da die Farbe an der Oberfläche bleibt und den Stoff "hart" macht. Bei der Verwendung von Wasserfarben wellt sich das Papier. Es können dazu dickere bzw. speziell gestrichene Papiere oder Kartons bedruckt werden.

Farbe

Da die Anwendungsmöglichkeiten des Siebdrucks sehr vielfältig sind, werden von den Farbherstellern für jede spezielle Druckarbeit geeignete Druckfarben angeboten. Sie unterscheiden sich hauptsächlich in ihren Haftungseigenschaften und Beständigkeiten auf unterschiedlichen Druckträgern und ihrem Trocknungsverhalten.

Hier die zwei einfachsten Möglichkeiten:

auf Papier/Karton

Siebdruckpaste kann irgendeiner Farbe beigemischt werden, um die gewünschte Farbkonsistenz für den Siebdruck zu erhalten, sowie die Offenzeit zu gewährleisten. Es empfiehlt sich Gouache, damit das Sieb mit Wasser problemlos ausgewaschen werden kann. Als Richtwert für die Mischung gilt 50:50.

auf Stoff

Auch hier sind (v.a. im Unterricht) wasserlösliche Siebdruckfarben zu empfehlen. z.B.

  • Dekaprint (für Synthetisches Gewebe Dekaprint Füllmittel hinzufügen)
  • Sericol
  • Setacolor