Dieser Artikel beinhaltet einen knappen Abriss zur Geschichte des Fotojournalismus mit Hinweisen zu den Vorläufer, den Voraussetzungen und Namen von wichtigen Fotografen.

Vorläufer des Fotojournalismus

In der Geschichte der Fotografie gibt es schon relativ früh Bildreportagen, in welchen mittels Bildserien über bestimmte Ereignisse oder Örtlichkeiten erzählt wird. So hält bespielsweise Alois Löcherer bereits 1849 in einer Fotoreportage den Guss und die Montage der Bavaria-Statue in München fest. Auch die Reisereisefotografie, wie jene von Maxime Du Camp, sowie die Kriegsreportage sind wichtige Vorläufer des Fotojournalismus. So fotografiert Roger Fenton bereits 1855 den Krimkrieg oder Timothy H. O'Sullivan und andere Fotografen in den 1860-er Jahre den amerikanischen Bürgerkrieg (organisiert durch den Fotografen Mathew B. Brady). Allerdings gelangen diese Bilder nicht als geschlossene Fotoserien an ein breites Publikum, weshalb hier noch nicht von einem modernen Fotojournalismus gesprochen werden kann.

 

Profilansicht des Kopfes der Münchener Bronze-Statue, 1849, Löcherer.
Der Torso der Bronze-Statue, vor dem Transport zur Ruhmeshalle am Oberwiesenfeld, 1849, Löcherer.
Eine teils im Sand versunkene Statue Ramses II. beim Tempel von Abu Simbel, 1849, Du Camp.
Vorkommnisse im Krieg. Die Ernte des Todes. Gettysburg, 1863, Negative von O'Sullivan, Positive von Alexander Gardner.
Falmouth, Va. Capt. George A. Custer und Gen. Alfred Pleasonton zu Pferd, 1963, Glasnegativ von O'Sullivan.

 

1. Voraussetzug für den modernen Fotojournalismus: Die Illustrierte

Obwohl die Fotografie bereits vor über einem halben Jahrhundert entdeckt wurde, dominieren in Zeitung, Zeitschriften und Büchern aus reproduktionstechnischen Gründen bis Ende des 19. Jh. immer noch zeichnerisch illustrierte und von Fotografien nachgezeichnete Drucke. Erst durch neue technische Möglichkeiten der fotografischen Reproduktion (Autotypie) wird die erste Voraussetzung für die Entwicklung eines modernen Fotojournalismus gegeben. Zahlreiche fotografisch illustrierte Zeitschriften erscheinen. Hier einige frühe oder wichtige Zeitschriften mit fotografischen Schwerpunkt: Berliner Illustrierten Zeitung, Münchner Illustrierten Presse, Arbeiter Illustrierten Zeitung, später das Wochenmagazin LIFE, die Zeitschrift Vu und Picture Post.

Titelblatt der Berliner Illustrierten Zeitung, Ausgabe vom 27. August 1936
Die Leica I von 1925
Die Rolleiflex Standard, zweites Serienmodell von 1932

 

2. Voraussetzung für den modernen Fotojournalismus: Die Kamera

Kompakte lichtstarke Kameras ca. ab Mitte der 1920-er Jahre ermöglichen das praktische und agile Arbeiten mit der Fotokamera, wie es für den Fotojournalisten nötig ist.Hier einige frühe lichtstarke und relativ kompakte Kameras: Kleinformatkameras (24 X 36mm Negativfilm) wie die Heinrich Ernemanns Ermanox und Lunar (1924), Leica (1914 marktreif), Zeiss Ikon (1932) mit Schlitzverschluss und Belichtungszeiten bis 1/1000, dann die zweiäugige, wegen dem Mittelformat von manchen Fotografen bevorzugte Roleiflex (1929) und erst später die einäugige Spiegelreflexkamera von Hasselblad (1948).

 

3. Voraussetzung: Die Ästhetik

Dank der neuen Sachlichkeit bzw. dem neuen Sehen hat die Fotografie ihre Krise überstanden. Zwar hat die Fotografie den Wettstreit mit der Malerei verloren bzw. zumindest aufgegeben, dadurch hat sie allerdings zu sich selbst gefunden. Die Fotografie muss nun nicht mehr der Bildmässigkeit der neuzeitlichen Malerei nacheifern (Stichwort Pictoralismus). Sie hat die Möglichkeiten und Stärken ihres eigenen Mediums erkannt und kann diese nun voll auskosten. Mit kühlen Aufnahme von Gewöhnlichem und Aussergewöhnlichen, mit ungewohnten Blickwinkel, scharfen Detailaufnahmen hat die Fotografie eine scheinbar authentische aber beieindruckende Ästhetik gefunden, mit der sie die Schaulust und Neugier der Gesellschaft über die Welt stillen kann.

 

Einige frühe Fotojournalisten bis heute

(Aus urheberrechtlichen Gründen lässt sich dieser Abschnitt leider nicht illustrieren, wobei eine Bildsuche mittels den gängigen Suchdiensten viele Bildresultate liefert)

  • Erich Salomon (fotografiert formgebend als einer der ersten mit seiner Ermanox und später Leica Prominente für verschiedene Zeitschriften)
  • Brassai (fertigte von seinen nächtlichen Aufnahmen in Paris des Milieus und von Graffitis an Mauern stets selbstgefertigte Abzüge oft in ausgewogenem Helldunkel)
  • Henri Cartier-Bresson (interessierte sich insbesondere für den "entscheidenden Augenblick" und die kleinen Dinge im Alltag am Rande der Sensationen, die er als neugieriger Beobachter auf der ganzen Welt einfing)
  • Robert Capa (ein Abenteurer der als Zeuge auf verschiedensten Teilen der Welt wichtige Persönlichkeiten und Ereignisse in aussagekräftigen Bildern festhält bzw. vielleicht fast schon inszeniert, bis er an einer Mine in Vietnam stirbt)
  • Weegee (oft schneller als die Polizei und Kriminalbeamten in NY mit Fotoapparat und Blitzlicht unterwegs, um sensationelle Aufnahmen für die Boulevardpresse herzustellen)
  • Und (weitere und spätere) Fotografen der Magnum Fotoagentur, wie Bischof, Salgado, Nachtwey

 

Literatur

Willfried Baatz (Hrsg.): Geschichte der Fotografie - Schnellkurs. Dumont Verlag, Köln, 2008 (Neuausgabe). S. 29, S. 51-54, S. 112 und folgende, S. 161-167.